WM-Silber und Bronze für Karl Dorschner

Malaga/Spanien – Und wieder hat unsere Karl Dorschner eine tolle Senioren WM abgeliefert. Da er bereits im dritten Jahr der M65 angehört, rücken immer wieder sehr starke Konkurrenten nach. Trotz dieser Tatsache konnte Karl eine Einzelmedaille (Silber) auf seiner Paradestrecke, den 400 m, gewinnen. Mit den deutschen Staffeln über 4×100 m und 4×400 m holte er zwei weitere Medaillen. Über 4×100 m holte Dorschner mit dem deutschen M65 Team hinter den Amerikanern und den Briten die Bronzemedaille. Über 4×400 m musste sich das deutsche Team lediglich den Amerikanern geschlagen geben. Nachfolgend der persönliche Bericht von Karl Dorschner und dessen Beweggründe zur Teilnahme an der WM 2018 in Spanien. Ergebnisse

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23. Senioren-Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Malaga/Spanien vom 4.-16. September 2018

8. Juli – Eigentlich ist es der Wunsch meiner Frau, mal nach Spanien zu reisen. Málaga [ˈmalaɣa] ist die zweitgrößte Stadt in Andalusien und die sechstgrößte Stadt Spaniens. Die Hauptstadt der Provinz Málaga besitzt einen der größten spanischen Flughäfen, einen Handelshafen und eine Universität. Wegen ihres Klimas ist sie eines der wichtigsten Urlaubsziele der Iberischen Halbinsel.

Da die Sehkraft von meiner Frau Andrea nicht besser wird, ist es für sie wichtig, möglichst viel von der Welt noch mitzubekommen. So möchten wir die Weltmeisterschaften nutzen, um auch das spanische Flair kennenzulernen. Im Gegensatz zu Perth 2016 ist unsere Tochter nicht dabei, die uns eine große Hilfe war, aber wir werden das schon hinbekommen.

Die Anmeldung ist erfolgt und die Teilnehmerliste füllt sich von Tag zu Tag, da muss ich mich auf Vorläufe, Zwischenläufe und hoffentlich die Finals einstellen. Es gibt hohe Teilnehmerzahlen, sodass mein Ziel die Finalteilnahme sein muss. Zusätzlich hoffe ich auf eine Staffelteilnahme, die Einteilung erfolgt aufgrund der in Malaga erzielten Leistung.

15. Juli – Die Anmeldung für Malaga ist geschlossen. Es haben sich 8197 Teilnehmer aus 101 Ländern angemeldet, eine wahrhaft hoher Zahl. Die mit Abstand meisten Teilnehmer mit 1792 stellt das Gastgeberland Spanien, gefolgt von Großbritannien mit 704 Meldungen und Deutschland mit 614 Teilnehmern. Die USA entsenden 443 Teilnehmer und Frankreich 417.

Insgesamt haben die Senioren-Leichtathleten 16.207 Einzelmeldungen abgegeben. Als beliebteste Stadion-Disziplin haben die 200 Meter in den letzten Tagen knapp den 100 Metern den Rang abgelaufen. 1167 Meldungen über 200 Meter liegen vor, 1156 über 100 Meter. Beliebteste technische Disziplin ist das Diskuswerfen (636).

Die größten Teilnehmerfelder gibt es in den Altersklassen M/W50. Alleine 2.451 Einzelmeldungen entfallen auf diese Altersklasse. Immer beliebt sind auch die Zahlen der ältesten Teilnehmer. Málaga wartet mit zwei Startern über 100 Jahre auf, der Inderin Kaur Man und dem Italiener Guiseppe Ottaviani. Über 1.000 Einzel-Meldungen verzeichnen die Altersklassen 80 Jahre und älter.

Für die Organisatoren wird es eine große Herausforderung. Bei meinen Wettbewerben sind bei den 100 m jeweils 60 Teilnehmer, 200 m 54 Teilnehmer und 400 m 41 Teilnehmer gemeldet. Die Läufe finden in drei verschiedenen Stadien in Malaga statt. Da müssen wir ganz schön aufpassen.

5. September – 7 Vorläufe je 8 Teilnehmer. Wir mussten 30 Minuten vorher im Callroom sein, dann wurden wir je Lauf hinausgeführt, ohne nochmal kurz antreten zu können. Dadurch hat das Aufwärmen wenig gebracht, da wir ca. 45 Minuten bis zum Start herumstanden. Die ersten beiden je Lauf und die vier Zeitschnellsten aus allen Läufen kamen weiter. Ich konnte meinen Lauf mit Austrudeln in 13,35 sec gewinnen. Einige waren ganz schön schnell, sodass eine Finalteilnahme das Ziel ist. Morgen wirds richtig erst.

6. September – Heute gab es zwei Zwischenläufe mit je 9 Teilnehmern. Die beiden ersten und die vier Zeitschnellsten aus beiden Läufen kamen in Finale mit 8 Teilnehmern. Diesmal wärmte ich mich bis kurz vor den Aufruf in den Callroom immer wieder auf, dann saßen wir doch fast 25 Minuten bis zum Start. Bei gutem Start war ich kurz vorne, dann setzten sich der Amerikaner Craig und Topfavorit Peters klar durch. Mit der dritten Zeit von 13,15 sec konnte ich das Finale erreichen, Ziel erreicht. Im Finale selbst am Abend herrschte Gegenwind, sodass von allen keine gute Zeit erreicht wurde. Ich kam mit 13,31 sec als 5. in Ziel. Nach den Vorzeiten war nicht mehr drin. Wenn man bedenkt, dass 54 Teilnehmer gestartet waren, ist das keine schlechte Platzierung.

7. September – Heute standen die Vorläufe über 200 m mit endgültig 42 Teilnehmern statt. Da diese erst abends ausgetragen wurden, konnten wir noch eine Rundfahrt durch an Torremolinos aufragenden Berge unternehmen, wir hatten einen herrlichen Blick auf das Mittelmeer Richtung Marokko. Wir besichtigtenCastillo de Colomares. Dies ist ein Denkmal in Form einer Burg, die dem  Leben und den Abenteuern von Christopher Colombus gewidmet ist. Es wurde in der Nähe von Benalmádena in Spanien zwischen 1987 und 1994 erbaut. Ein sehenswertes, kleines Schloss mit Liebe zum Detail. Am Abend konnte ich meinen Vorlauf locker gewinnen. Die Zeit war Nebensache.

9. September – Als Zweiter des 2. Zwischenlaufs war ich mit der Platzierung fürs Finale froh, aber die Zeit von 27,01 sec war über denen des Jahres, obgleich ich schon fast alles gegeben hatte. Dies bestätigte sich auch mit 27,05 sec im Finale, Bronze mit 4/100 verpasst. Die Stimmung bei den Finals war super, der Ansager kommentierte jeder Lauf voller Leidenschaft, die Zuschauer gingen richtig mit.

11. September – 5 Vorläufe standen über die 400 m im engen Carranque-Stadion an. Es waren viele Zuschauer da, weil die 800 m Finals ausgetragen wurden. Meinen Vorlauf konnte ich klar gewinnen, die Zeit war so ziemlich gleichauf mit 3 anderen Athleten. Es war schwül und warm. Andrea wurde gut von den Frauen meiner deutschen Mitstreiter Bogdan und Brenner betreut, da sie allein unter den vielen Leuten ihre Probleme hat.

12. September – Am späten Nachmittag waren heute die zwei Semifinals. Ich war auf Bahn 4, der große Favorit Peters auf Bahn 6, George Haywood auf Bahn 7. Peters lief die ersten 200 m locker an, Haywood verlor ich aus den Augen, bei 300 m war ich an Peters etwas aufgekommen, dann zog er an. Haywood kam noch gefährlich auf und ein Australier auf der zweiten Bahn. Es ging etwas schwer nach dem Lauf gestern. Die Zeit war auch etwas hinter meinen Erwartungen. Im zweiten Lauf waren auch noch drei Leute bis auf eine halbe Sekunde an meine herangekommen. Morgen ist ein Tag frei und das Finale ist schon sehr früh um 10.00 Uhr. Da ist noch nix entschieden.

14. September – Bei 22 – 24 Grad starteten 4 Amerikaner, 1 Brite, 1 Australier, 1 Italiener und 1 Deutscher in der M 65 zum Kampf über 400 m um den Weltmeistertitel. Es ist schon ein Gänsehautfeeling, wenn man vom Sprecher einzeln vorgestellt und zum Startblock geschickt wird. Die entsprechende Reaktion meines Fanclubs der Staffelkollegen nebst Frauen war deutlich zu vernehmen. Ich hatte die günstige Bahn 3 hinter dem Topfavoriten Peters aus England, vielfacher Welt- und Europameister und neu in die M 65 aufgerückt. Ich bin schon im 3. Jahr in dieser Altersgruppe. Ich blieb Peters bis 250 m bei zügigem Tempo auf den Fersen, drosselte dann etwas, um zu sehen, wo die Mitkonkurrenten waren. Bei 300 m kam dann der Amerikaner Clark an meine Seite, womit ich gerechnet hatte. Die letzten 100 Meter konnte ich noch zulegen und den zweiten Platz und somit den Vizeweltmeistertitel sichern. Nach den Plätzen über 100 und 200 m außerhalb der Podestplätze doch noch die Einzelmedaille.

16. September – Zum Abschluss der Weltmeisterschaften fanden die Staffeln 4×100 und 4×400 statt. Das Wetter zeigte sich mit 25 Grad von der besten Seite, es herrschte kein Wind. In der Besetzung Gert Brenner, Karl Dorschner, Winfried Heckner und Wolfgang Ritte konnten wir hinter den siegreichen Amerikanern und den Briten den Bronzeplatz mit 52,45 sec erobern. Wir lagen 1,3 sec hinter der Siegerzeit zurück. Mit der 4×400 Staffel in der Besetzung Gert Brenner, Anton Schreiner, Zygmunt Bogdan und Karl Dorschner halten wir die Silbermedaille in 4:18,44 min. Alle Beteiligten liefen ein sehr starkes Rennen, sodass wir die Briten 12 Sekunden hinter uns lassen konnten. So konnte ich mit 2 Silbermedaillen und einer Bronzemedaille, einem 5. und 4. Platz die WM bestreiten. Viele deutsche Athleten waren sich einig, dass es sich um die personell und auch qualitativ hochwertigste WM der Masters gehandelt hat.

Karl Dorschner

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